Das wirklich unangenehme an der Parodontitis ist, dass sie in weiten Bereichen völlig schmerzlos und daher unbemerkt verläuft und voranschreitet. Der Patient bemerkt sie oft erst sehr spät, häufig genug erst dann, wenn ihm Zahnlockerungen und/oder Zahnwanderungen auffallen.

Die ersten Anzeichen einer möglichen Parodontitis ist das Bluten des Zahnfleisches beim täglichen Zähneputzen und seine Verfärbung. Es ist nicht mehr hell rosa und straff, sondern entzündlich rot und geschwollen. Aber keine Angst, es muss sich nicht gleich um eine Parodontitis handeln. In den allermeisten Fällen handelt es sich lediglich um eine sehr oberflächliche Entzündung des Zahnfleisches, die wir als "Gingivitis" bezeichnen. Diese ist im allgemeinen in einer Sitzung durch eine professionelle Zahnreinigung und eine Unterrichtung in den individuell notwendigen Hygienemaßnahmen heilbar.

Nichtsdestotrotz ist das Auftreten von Zahnfleischbluten ein gewichtiger Grund, den Zahnarzt aufzusuchen. Eine Gingivitis kann nämlich die Vorstufe einer ernsthaften Erkrankung sein und sich zu einer Parodontitis auswachsen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.
Das Ziel einer "systematischen Parodontitisbehandlung" ist die Beseitigung der Entzündung des Zahnhalteapparates in der Tiefe der Tasche, nicht die Entfernung des Zahnfleisches selbst. Diese Entzündung entsteht, wenn Bakterien tief in die Zahnfleischtasche eindringen, es zu einer Besiedelung der Zahnwurzel mit diesen Bakterien kommt.

Parodontitis (griech. = neben und Zahn) ist bakteriell bedingte Entzündung, die sich in einer weitgehend irreversiblen Zerstörung des )Parodontium) Zahnhalteapparat zeigt!

Merkmale

  • Parodontitis stellt den Hauptgrund für Zahnverlust dar und zählt mit zur heutigen Volkskrankheit Nr. 1
  • man unterscheidet die akute und die chronische Parodontitis voneinander
  • den Hauptgrund für eine entzündliche Parodontalerkrankung ist nicht vollständig geklärt, aber es konnte nachgewiesen werden, dass bei perfekter Mundhygiene keine Parodontitis auftritt
  • mangelhafte Mundhygiene für zur Bildung von Biofilm und zur Anhaftung paropathogener Keime
  • diese Keime lösen zuerst eine Gingivitis aus, die durch eine Veränderung der marginalen Gingiva gekennzeichnet ist-> dieser Zustand ist durch gute MH wieder reversibel
  • die entzündete Gingiva ist rot bis dunkelrot, beginnt nach Berührung spontan an zu Bluten und ist leicht geschwollen
  • ob eine Gingivitis sich zu einer Parodontitis entwickelt hängt vor allem vom Wirt und gegebenenfalls von Lebensgewohnheiten ab
  • eine lang andauernde Gingivitis muss sich nicht zu einer Parodontitis ausprägen, jedoch eine Parodontitis entsteht nur durch eine vorhergegangene Gingivitis
  • Hauptmerkmal der Parodontitis sind; Knochenabbau, vertiefte Zahnfleischtaschen, Zahnfleischbluten, Zahnfleischrückgang bis hin zum Zahnverlust
  • eine Parodontitis ist nicht unbedingt mit bloßem Auge erkennbar, daher sind diagnostische Unterlagen, z.B. Röntgenbilder und ausführliche Anamnese erforderlich
  • im laufe der Zeit kann sich eine auf den Gingivasaum beschränkte Entzündung in die Tiefe des Parodotiums wandern und eine Parodontitis entsteht
  • die Folgen können bei Nichtbehandlung u. a. Zahnfleischrückgang, Zahnlockerung bis hin zum Zahnverlust sein -> dieser Zustand ist irreversibel
  • meist schreitet die Erkrankung schleichend fort und wird daher erst spät vom Patienten erkannt, meist wenn bereits Schäden vorhanden sind
  • Patienten mit einer parodontalen Erkrankung müssen Lebenslang in professioneller und regelmäßiger Betreuung bleiben und motiviert werden
  • die Ursache der Gingivitis bis hin zur Parodontitis ist Plaque und beginnt meist Interdental
  • die Plaque setzt sich aus verschiedenen Keimen und Bakterien zusammen
  • die Plaque muss ausreifen, damit Lebensbedingungen für die pathogenen Keime geschaffen werden
  • erst wenn die Keime in ausreichender Anzahl vorhanden sind, ist die Plaque pathogen, ca. nach 7 Tagen
  • sowohl bei der Gingivitis als auch der Parodontitis werden aus dem Biofilm bakterielle Stoffwechsel- und Zerfallsprodukte freigesetzt, die eine Abwehrreaktion des Körpers Auslösen
  • diese Keime besitzen die Eigenschaften durch das ideale Milieu, eine pathogene Entzündung auszulösen
  • von etwa 500 Bakterienarten in der Mundhöhle sind nur wenige parodontalpathogen (im Sinne der Parodontitis)

Verlauf

  • meistens chronisch schubweises Geschehen
  • vorwiegend bei Erwachsenen
  • der Zahnfleischsaum (Saumepithel) bietet einen kleinen mechanischen Schutz vor Bakterien
  • das Zellen des Saumepithels erneuern sich im gesunden Zustand ständig
  • das Saumepithel haftet am Schmelz an und hat eine gleichmäßige Oberfläche zwischen Zahnfleisch und Zahn
  • wird Plaque dort nicht entfernt greifen Ausscheidungsprodukte der Mikroorganismen das Saumepithel an
  • einige Bakterien haben die Eigenschaft dieses Epithel zu durchwandern
  • der Körper reagiert auf solche Angriffe (Immunsystem)
  • das Epithel bildet Sulkusflüssigkeit, um Bakterien auszuschwemmen
  • bei guter Abwehr, werden Mikroorganismen lange abgehalten in die Tiefe vorzudringen -> das Verhältnis ist labil
  • Verschlechterung der Körperabwehr, starke Vermehrung der Bakterien, Veränderung der Mikroorganismen führen zum Fortschreiten in die Tiefe, es kommt zu einer Entzündung
  • weiße Blutkörperchen treten aus, es entstehen die 5 Zeichen einer Entzündung (Rubor, Calor, Dolor, Tumor, Functio laesa)
  • da die Entzündung in die Tiefe gelangt ist, kommt es mit der Zeit zum stetigen Knochenverlust und Zahnfleischrückgang -> der Abbauprozess kann nur durch vollständige Entfernung der Reize gestoppt werden
  • das Saumepithel ist irreversibel zerstört und Bakterien können weiterhin ungehindert in die Zahnfleischtaschen wandern
  • ist der Verlauf langsam und lange, spricht man von der chronische Parodontitis
  • bei der aggressiven Parodontitis, tritt Knochenverlust schnell auf (oft schon bei Kindern) schnell fortschreitender Verlauf
  • meist besonders aggressive Erreger vorhanden

Therapie

  • Beseitigen von Plaque und Zahnstein supra- und subgingival - PZR
  • umfangreiche Diagnostik, um Schwere und Verlauf zu bestimmen
  • Patientenaufklärung für häusliche Reinigung
  • eventl. offene oder geschlossenen Kürettage mit Küretten oder Schall- und Ultraschallgeräten
  • eventl. Medikamente, z.B. Antibiotikum

Risikofaktoren

  • schlechte oder falsche Mundhygiene
  • genetische Veranlagungen
  • Rauchen
  • Diabetes mellitus
  • Schwangerschaft (durch Hormonumstellung)
  • Mundatmung
  • Bruxismus (Zähneknirschen)
  • Allgemeine Abwehrschwächen
  • Unausgewogene Ernährung (Vitaminmangel)
  • HIV
  • Medikamente
  • Umwelteinflüsse
  • Stress

Der Verlauf ist langwierig und stark von der Mitarbeit des Patienten abhängig. Bei nicht ausreichender Hygiene, kann nach erfolgreicher Therapierung immer ein Rückfall stattfinden.